venture kick – Viel Kapital für die Schweizer Startup-Szene

Die neuesten Zahlen der privaten Förderinitiative venture kick sprechen für sich: Seit dem Start haben bis jetzt 161 Projektteams aus Schweizer Hochschulen von rund 5,8 Millionen Franken Startkapital profitiert. Daraus resultierten zum Jahreswechsel 105 Firmengründungen mit über 940 neuen Arbeitsplätzen. Investoren und Geldgeber glauben an den nachhaltigen Erfolg dieser Startups und stellen Folgefinanzierungen von über 100 Millionen Franken bereit.
Im September 2007 wurde venture kick von privaten Stiftungen ins Leben gerufen, um talentierten Forschenden an Schweizer Hochschulen den entscheidenden Kick zu geben, ihre eigene Firma zu gründen. Dafür fördert die Initiative die zukünftigen Unternehmerinnen und Unternehmer mit einem Startkapital in Höhe von bis zu 130‘000 Franken. Die Bilanz zum Jahreswechsel übertrifft sämtliche Erwartungen.
venturekick
Seit der Lancierung vor drei Jahren wurden 5,8 Millionen Franken ausgeschüttet und aus rund 650 Bewerbungen 161 Spin-off Projekte aus Schweizer Hochschulen gefördert und beim Start zusätzlich gecoacht. Eine Investition, die sich auszahlt: In dieser Zeit sind 105 innovative Firmen mit grossem Wachstumspotenzial entstanden, die bereits 940 nachhaltige Arbeitsplätze geschaffen haben. Das Finanzierungsvolumen, welches die Jungunternehmen durch Eigenkapital, Darlehen, Förderungen und Preisgelder insgesamt aufgebracht haben, beziffert sich per Ende 2010 auf 103,5 Millionen Franken.

Positiv überrascht und umso mehr begeistert zeigen sich Beat Schillig und Jordi Montserrat, welche venture kick vor erst drei Jahren auf Initiative und mit Finanzierung privater Stiftungen aufgebaut haben. Denn eine Bilanz mit einem Finanzierungsvolumen von 100 Millionen Franken und 100 neuen Firmengründungen wurde erst für Ende 2011 erwartet. «Dass es zu Beginn dieses Jahres schon klappt, ist natürlich umso erfreulicher und zeigt, welch enormes Potenzial in den Schweizer Startups steckt. Das zeigt auch die kürzlich veröffentlichte Innovationsstudie, die uns Schweizer in Europa als Innovationsführer sieht.» Die 940 Arbeitsplätze, welche durch die neugegründeten Firmen geschaffen wurden, verteilen sich zu einem Drittel auf die ICT-Branche, dahinter folgen die Bereiche Elekronik/Mechanik (16%), Biotech (13%) und Medtech (10%).

Was den Jungunternehmen dieser «Kick» bringt, zeigen die grossen Erfolgsgeschichten der bisherigen Gewinner. Das jüngste Beispiel ist der Gewinn des europäischen ACES Awards für Samuel Müller, Anfang Februar an der ETH Zürich. Der Mitgründer von Mirasense AG hat seine innovative Scanning-Software für Smartphones bereits sehr erfolgreich in den USA lanciert.

Der jüngste Gewinner der insgesamt 130‘000 Franken Startkapital, Thorsten Schwenke, bringt es auf den Punkt: «venture kick hat meine Firmengründung mit THELKIN erst ermöglicht. Aber auch das Coaching während der Zeit ist enorm hilfreich, um sich optimal auf das globale Business vorzubereiten.»

Bemerkenswert ist, dass venture kick landesweit seine Wirkung zeigt und somit bereits Studenten aus 22 Hochschulen der ganzen Schweiz von der Initiative profitieren konnten.
Bei den Regionen fallen vor allem zwei Hochschulstandorte ins Auge, die im Bereich Arbeitsplätze und Fördergelder die beste Entwicklung zeigen: Zürich und Lausanne. So war die ETH Zürich mit insgesamt 332 geschaffenen Jobs Spitzenreiter. Zusätzlich trugen die Universität Zürich und die ZHAW – Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften zu dem Ergebnis bei, dass über ein Drittel der neuen Jobs auf die Region Zürich fallen. Doch auch ausserhalb Zürichs und der Romandie machten viele weitere Hochschulen von sich Reden. So wurden aus den gegründeten Startups der Uni Basel und der FHNW Fachhochschule Nordwestschweiz insgesamt 80 neue Arbeitsplätze geschaffen. Absolventen aus St. Gallen (Uni St. Gallen) und Bern (BFH Berner Fachhochschule, Uni Bern) steuerten weitere 45 neue Arbeitsplätze bei.

Das Potenzial von venture kick ist bei weitem noch nicht ausgeschöpft: Jeden Monat präsentieren sich acht neue Projekte von innovativen Forscherinnen und Forschern vor der Jury aus Investoren und erfolgreichen Unternehmern. Daraus resultieren laufend neue Firmengründungen, Finanzierungsrunden mit führenden Investoren und neue Arbeitsplätze für die Schweiz.

Mehr über venture kick, den Schweizer Innovationsbeschleuniger venture kick ist eine gesamtschweizerisch angelegte, neutrale und unabhängige Initiative und will die Zahl der Spin-offs an Schweizer Hochschulen verdoppeln und den Gründungsprozess massiv beschleunigen. Dafür erhalten monatlich jeweils acht Projektteams die Chance, sich vor einer hochkarätigen Jury – bestehend aus einem Pool von 100 Startup-Investoren und -Experten – zu präsentieren. Die vier Gewinner erhalten je 10’000 Franken und qualifizieren sich für die zweite Runde. Dort geht es um 20’000 Franken, die wiederum an die «bessere Hälfte» der Teams ausgeschüttet werden. In der dritten Runde sind dann die letzten 100’000 Franken zu gewinnen. Zwischen den Jurysitzungen werden die Startups in den sogenannten kickers camps intensiv begleitet und gecoacht.

Die GEBERT RÜF STIFTUNG, die ERNST GÖHNER Stiftung, die OPO-Stiftung und die AVINA STIFTUNG finanzieren die private Initiative venture kick. Die operative Leitung des Projekts liegt beim IFJ Institut für Jungunternehmen in St. Gallen. Teilnahmeberechtigt sind Ideenträger/innen aus schweizerischen Universitäten, technischen Hochschulen und Fachhochschulen (Studierende, Doktoranden, Professoren etc.), die ihr Unternehmen noch nicht gegründet haben. Bewerbungen sind jederzeit möglich.

Hier sind die bisherigen venture kick Gewinner des gesamten Startkapitals von 130‘000 Franken

Weitere Informationen über venture kick finden Sie unter Facts & Figures.

Hirschfactor AG und Startup-Szene in der Schweiz

Gastbeitrag von Crista Henggeler lic. phil. (Inhaberin und Geschäftsführerin von Hirschfactor AG)

Weshalb ein Startup wie Hirschfactor AG in den USA schneller an Kapital rankommen würde als in der Schweiz.

Google, Facebook oder Doodle: Klein haben sie einmal angefangen, auf Investoren gehofft, vielleicht sogar gebangt und natürlich vom grossen Durchbruch geträumt. Startups sind kleine Orakel in einer Welt, die vom Fortschritt angetrieben wird. Sie liefern Ahnungen von dem, was in Zukunft einmal sein könnte – sein könnte, weil längst nicht alle mit Erfolg gekrönt werden. Manche heben nie ab und verschwinden in den ewigen Jagdgründen der Jungunternehmen. Andere setzen eine Internetrevolution in Gang, wie Facebook und Co. Allen gemein ist eines: Hinter ihnen stehen meist EnterpreneurInnen mit innovativen Ideen und Technologien, Durchhaltewillen, einem starken Glauben an sich und ihr Vorhaben sowie einer gehörigen Portion Flexibilität.

Gerade letzteres ist wichtig, wenn man weiterkommen will. «Selten läuft alles so, wie geplant. Das wichtigste ist, immer gleich nach neuen Wegen zu suchen.» Ich weiss, wovon ich spreche. Vergangenen Frühling startete ich und meine zwei Gründerpartner Fabio Magagna und Kai Eberhardt die Jobplattform Hirschfactor, über die registrierte Nutzer kostenlos ihren Freunden und Bekannten Jobs vermitteln können, die von Unternehmen dort aufgeschaltet werden. Am Anfang glaubten wie als Jungunternehmer, dass sich auf Anhieb viele User registrieren würden – schliesslich winken Prämien von bis zu 10’000 Franken. In Tat und Wahrheit stiegen die Userzahlen kontinuierlich auf heute über 1000 an, während die Arbeitgeber gleich von Beginn weg viele attraktive Jobangebote aus der Finanzbranche aufschalteten. Wir dachten damals, unser Wachstum verlaufe umgekehrt und mussten nachher umdenken.

Hirschfactor ist als Spin-off der ETH Zürich hervorgegangen – Hochschul-Spin-offs sind Klassiker in der Schweizer Startup-Szene. Nicht weniger klassisch sind daneben Leute, die schon länger in bestimmten Branchen und Industrien arbeiten und sich entschliessen, selbst ein Unternehmen auf die Beine zu stellen. Letztere sind nach Einschätzung von Magagna weniger riskant aufgestellt als erstere. Meistens haben solche Leute durch die lange Einbindung in einen Job bereits einen hohen Lebensstandart, den sie trotz Startup aufrechterhalten müssen. Ihre Projekte sind deshalb oft so konzipiert, dass sie rasch genug Geld einbringen. Hirschfactor ist eine Mischform. Seit Monaten arbeiten wir neben einem Doktorat bei Magagna und Vollzeitjobs bei Henggeler und Eberhardt in Abend- und Wochenendarbeit am Aufbau des Startups. Trotz vollem Arbeitspensum ist es ein tolles Gefühl, Neues zu schaffen !

Doch auch Vollzeitjobs reichen nicht, um einem eigenen Unternehmen finanziell zum Durchbruch zu verhelfen. Startups sind auf Fördergelder oder Kapital von privaten Investoren angewiesen. In der Schweiz können Jungunternehmer an zahlreichen Schulungen und Wettbewerben teilnehmen, die durch die öffentliche Hand mitgetragen werden. Anders in den USA: Wo staatliche Eingriffe eher auf Argwohn stossen, können junge Leute mit innovativen Ideen kaum auf staatliche Förderung zählen. Private Investoren springen dort in die Presche – mit janusköpfigen Folgen: «Zwar erhält man in den USA von privaten Investoren viel rascher Geld als bei uns, wird aber auch viel schneller ersetzt, wenn man die Ziele nicht erfüllt.» Bezeichnend für die amerikanische Startup-Szene ist laut Eberhardt auch die «Respect to Fail»-Mentalität: Wenn ein Startup Bankrott geht, hat das kaum Einfluss auf die Reputation der gescheiterten Jungunternehmer. Im Extremfall können die gleichen Leute später mit einem neuen Projekt wieder bei den gleichen Investoren an die Tür klopfen. «In der Schweiz ist das anders. Wenn du scheiterst, leidet dein Ruf in der Branche.»

Dieser Worst-Case ist für die Gründungsmitglieder von Hirschfactor kein Thema. Im Gegenteil. In Zukunft wollen sie noch mehr in die Offensive gehen. Ein Schritt in diese Richtung ist mit der Forschung, die das Startup betreibt, bereits getan. Jeder Nutzer, der seinen Kontakten Jobs empfiehlt, erhält einen ‚Hirschfactor’ zugewiesen, um seine Qualität bei den Empfehlungen zu beurteilen. Dahinter steht die Entwicklung eines Algorithmus, welchen die Gründer innerhalb ihres ETH Spin-Off-Forschungsprojektes aufbauen. Das Projekt beinhaltet zudem den Aufbau von Masszahlen, die abbilden, welche Art von Jobangeboten zum jeweiligen Kandidaten und welche Art zum jeweiligen Hunter passt. Von unserer Forschung sollen Hunter, Vermittler und Arbeitgeber profitieren. Aber auch, was seine Dienstleistungen anbelangt, schläft unser Jungunternehmen nicht. Neu können die Hirschfactor-Hunter auf die Jobs der erfolgreichen Jobplattform Jobdirectory.ch zugreifen und haben so noch grössere Chancen auf eine Prämie. Zudem können neu erfolgreiche Hunter ihre Prämien teilweise oder ganz über einen Button auf Hirschfactor.com an die Non-Profit-Organisationen Aiducation International und myclimate spenden.

Gastautor Steckbrief:
Christa Henggeler

Crista Henggeler lic. phil.

Co-Gründerin der Hirschfactor AG – parallel European HR/Operations Specialist bei McKinsey&Company.