Mit hilfe von Bewegungssensoren in Mobiltelefonen wollen ETH-Forscher das Verhalten von Menschen bei Großveranstaltungen beobachten. Mit diesen Informationen sollen Paniken verhindert oder Gebäude in Notfällen schneller evakuiert werden. Diese Untersuchung ist Teil des EU-Projekts SOCIONICAL.
Mobiltelefone sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Längst lotsen Sie ihren Besitzer via GPS durch unbekannte Städte, versorgen ihn mit individuell zugeschnittenen Informationen, etwa über den Aufenthaltsort seiner Freunde – und können dadurch sein Verhalten beeinflussen.
Diese Fähigkeiten der mobilen Begleiter wollen sich die Forscher des EU-Projekts SOCIONICAL zu Nutze machen. Eines ihrer vorrangigen Ziele: Sie wollen Menschenmengen in Panik- oder Notfallsituationen per Handy so informieren, dass möglichst viele Personen evakuiert werden können. Etwa bei einem Feuerausbruch.
Die Wahrung der Privatsphäre ist vielen handy Besitzern sehr wichtig. Dennoch sei die Bereitschaft gross, in Notfallsituationen private Informationen öffentlich zu machen. Dies liesse sich mit einem so genannten «Emergency Mode» durchführen, das heisst, das Mobiltelefon würde nur in einem Notfall die notwendigen persönlichen Daten preisgeben.
Insgesamt 14 Partner aus ganz Europa sind an dem Projekt SOCIONICAL beteiligt. Darunter ist auch das Wearable Computing Laboratory am Institut für Elektronik der ETH Zürich unter der Leitung von Professor Gerhard Tröster, vertreten durch Dr. Daniel Roggen und den Doktorand Martin Wirz. «Wir untersuchen an der ETH, wie wir am Körper getragene Sensoren nutzen können, um das Gruppenverhalten von Personen zu erkennen.» Bisher, so Daniel Roggen, liessen sich lediglich die Bewegungsmuster einzelner Personen analysieren.
SOCIONICAL ist ein Informations-und KommunikationstechnologieProjekt gefördert im Rahmen des siebten europäischen Rahmenprogramm (RP7), für die Entwicklung und Modellierung, Vorhersage und Simulationsmethoden den großen soziotechnischen Systeme.