James Dyson Award 2012

Oft sind einfache Erfindungen die genialsten. Man stelle sich nur eine Welt ohne Wäscheklammern, Dübel oder den Klebverschluss vor. Die diesjährige Gewinnerin des James Dyson Award in der Schweiz, Laure Gremion aus Neuenburg, Design-Studentin an der ECAL, Haute école d’art et de design Lausanne, reiht sich in diese Reihe einfacher aber praktischer Entwicklungen ein. Ihre innovative, 2-teilige Schubkarre Accolade verbindet unkomplizierte Handhabung mit hohem praktischem Nutzen und mit formvollendetem Design.

«Als Ingenieure müssen wir bestehende Dinge hinterfragen und prüfen, ob nicht ein anderer Weg besser ist.» Dass diese Aussage von James Dyson auch für Schubkarren gilt, bewies der Zitierte gleich selbst, als er 1976 den Ballbarrow (eine Schubkarre, die auf einem Kunststoffball läuft) erfand und damit Marktführer in England wurde.

Accolade

Accolade


36 Jahre später hat Laure Gremion (23) aus Neuenburg die Schubkarre erneut hinterfragt. «Mir ist aufgefallen, dass Schubkarren unhandlich sind und beschränkt in der Kapazität. Das wollte ich ändern.» Mit ihrer als «sehr gut» ausgezeichneten Diplomarbeit Accolade an der ECAL, Haute école d’art et de design Lausanne, hat sie die Gartenarbeit entscheidend vereinfacht und damit den James Dyson Award in der Schweiz gewonnen.

Accolade Erfinderin: Laure Gremion

Accolade Erfinderin: Laure Gremion


Die ECAL-Studentin betrachtete Beutel- und Trägersystem von herkömmlichen Schubkarren kritisch und trennte sie voneinander. Der Clou bei Accolade ist: Mit einer Handbewegung werden Beutel und Rahmen wieder verbunden und damit einsatzbereit gemacht. Kein Schrauben oder Klicken ist für das Anbringen oder das Entleeren nötig. Es genügen vier Schlaufen und zwei Haken. Zudem können je nach Bedarf diverse Beutel verwendet werden. «Das ist Funktionalität aus dem Lehrbuch», lobt Jurypräsident Prof. Gregor Naef die Stärke von Accolade. «Zudem hat die Idee Chancen, in anderen Bereichen angewendet zu werden, wie zum Beispiel im Büro bei der Altpapierentsorgung.»

Dass harte Arbeit hinter dem Projekt steckt, beschreibt Laure Gremion so: «Ich habe diverse Modelle und Prototypen entworfen, bis ich die ideale Schubkarre erfunden hatte: Form, Gewicht, Hebelwirkung und das Handling mussten aufeinander abgestimmt werden.» Für den Stoff des Behälters beschritt Laure Gremion einen unkonventionellen Weg und arbeitet mit einer Firma zusammen, die Segeltücher herstellt. Das Resultat ist ein robuster und trotzdem leichter und topdesignter Beutel.

Laure Gremion gewinnt mit Accolade den James Dyson Award 2012 und erhält 2000 Franken, eine Jungmitgliedschaft bei der swiss design association und ein Ideenkonzept von Atizo im Wert von 6000 Franken.

Ein bemerkenswerter «Verlierer»: Bergschuh inspiriert von Gämsen
Knapp geschlagen geben musste sich im Stichentscheid der Jury das Projekt Hiklimb. Der Bergschuh mit zwei Sohlen ist eine Diplomarbeit von Pierre Tschopp der Hochschule für Gestaltung und Kunst, Institut Industrial Design, der Fachhochschule Nordwestschweiz. Hiklimb löst ein Problem von vielen Bergsteigern. Bergschuhe haben eine starre Sohle zum Klettern. Für den Zustieg wäre eine flexible Sohle besser. Deshalb sind Bergsteiger oft mit zwei Paar Schuhen unterwegs. Bei einer Bergtour verunfallen die meisten Leute beim Abstieg.

Hiklimb

Hiklimb


Im Laufmodus ist bei Hiklimb die Sohle flexibel. Das Umklappen mit einem Hebel leitet den Klettermodus ein. Die Sohle ist jetzt rigide, und die Steigeisenhalterung ist freigegeben. Ein Zugband in der Sohle nimmt die Biegekräfte auf, wie eine Sehne im menschlichen Körper. Der Absatz spreizt sich beim Abstieg und gibt Halt im Gelände – die Natur nutzt dieses Prinzip bei Gämsen und gibt ihnen so Halt.

9 Schweizer Projekte für das internationale Finale gewählt
Hiklimb wird zusammen mit dem Schweizer Gewinner Accolade und sieben weiteren Projekten an das internationale Halbfinale des James Dyson Award weitergereicht, wo alle nochmals die Chance erhalten, 10 000 Pfund für sich und den gleichen Betrag für ihre Hochschule zu gewinnen. Die Qualität der Projekte war für das Weiterkommen entscheidend, denn nur bis zu 10 hochwertige Produktideen durften gemäss Reglement weitergereicht werden. Der internationale Gewinner wird Anfang Oktober bekannt gegeben.

Über den James Dyson Award
In der Schweiz ist der 10. James Dyson Award in Zusammenarbeit mit der swiss design association (sda) verliehen worden. Am 22. August hat die nationale Jury aus 30 eingereichten Schweizer Projekten aus den Bereichen Industrie- und Produktdesign das beste nationale Projekt ermittelt. Die Jury setzte sich zusammen aus Lilia Glanzmann (Redaktorin «Hochparterre»), Alexis Georgacopoulos (Direktor ECAL), Nicole Kind (Leiterin Industrial Design an der Zürcher Hochschule der Künste), Prof. Gregor Naef (langjähriger Präsident der swiss design association, Dozent an der Hochschule für Gestaltung und Kunst am Institut Industrial Design in Aarau, FHNW) und Peter Schweizer (Geschäftsführer Methosys GmbH).

Im Vorfeld sind weltweit über 530 Projekte aus 18 Ländern angemeldet worden – ein neuer Rekord beim James Dyson Award.

Beim James Dyson Award können Studierende weltweit ihre Projekte auf der Internetplattform www.jamesdysonaward.org anmelden. Dort präsentieren die Teilnehmenden die Erfindungen mittels Video-, Bild- und Textdateien. Auf der Seite können Interessierte auch jederzeit die weltweit eingereichten Projekte einsehen.

Der James Dyson Award wird international durch die James Dyson Foundation verliehen, die damit innovative Studenten weltweit unterstützt. Der Award ist die Chance für junge Designer und Designerinnen, auf nationaler und internationaler Ebene entdeckt zu werden und erste Erfahrungen im Wettbewerbsgeschäft zu sammeln.

Bildlegende zum Gewinnerprojekt:

Siegerin James Dyson Award Schweiz 2012: Laure Gremion (23) aus Neuenburg hat mit der 2-teiligen Schubkarre Accolade eine unkomplizierte Handhabung mit hohem praktischem Nutzen verbunden.