Crowdfunding erlebt in der Schweiz starken Aufschwung

Im vergangenen Jahr wurden in der Schweiz insgesamt 11.6 Millionen Franken durch Crowdfunding vermittelt. Fast die Hälfte davon fiel auf neu gegründete Unternehmen, die im Internet Beteiligungen verkauften. Dieser Bereich, Crowdinvesting genannt, verzeichnete 2013 auch das grösste Wachstum. Zu diesen Resultaten kommt das erste «Crowdfunding Monitoring Schweiz» der Hochschule Luzern.

Crowdfunding ist eine alternative Art, um Geld zu sammeln – sei es für die Verwirklichung eines kulturellen Projekts, die Umsetzung einer Geschäftsidee oder die Finanzierung einer privaten Investition. Via Internet versuchen Initianten solcher Kampagnen an möglichst viele potenzielle Kapitalgeber heranzukommen. Aktuell sind hierzulande vierzehn Crowdfunding-Plattformen aktiv.
Erstmals haben nun Experten des Instituts für Finanzdienstleistungen Zug IFZ der Hochschule Luzern Zahlenmaterial von dreizehn1 Marktteilnehmern zusammengetragen, analysiert und im «Crowdfunding Monitoring Schweiz 2014» festgehalten. In der Auswertung wird zwischen vier verschiedenen Formen von Crowdfunding unterschieden (siehe auch Box): Crowdinvesting (Geld gegen Beteiligung am Unternehmen), Crowdlending (Geld gegen Zins), Crowdsupporting (Geld gegen Güter/Dienstleistungen) und Crowddonating (keine direkte Gegenleistung).

Crowdinvesting erzeugt das meiste Geld
In der Schweiz wurden 2013 rund 11.6 Millionen Franken via Crowdfunding vermittelt, das entspricht einer Verdoppelung gegenüber dem Vorjahr und fast einer Vervierfachung im Vergleich zu 2011. «Wir gehen davon aus, dass sich das Gesamtvolumen auch im laufenden Jahr verdoppeln wird», sagt Finanzprofessor Andreas Dietrich, der die Studie mit Co-Autor Simon Amrein verfasst hat. Vom Gesamtvolumen 2013 entfielen 15 Prozent auf Crowdlending und 37 Prozent auf Crowdsupporting/Crowddonating. Crowdinvesting machte mit 48 Prozent den grössten Anteil aus. Im vergangenen Jahr sind 1‘125 Kampagnen lanciert worden, 720 waren erfolgreich. Je nach Plattform gilt eine Kampagne auch dann als erfolgreich, wenn der gesuchte Betrag nicht vollständig erreicht wurde, trotzdem aber Geld floss. Das Gros der ergebnisreichen Kampagnen sind dem Bereich Crowdsupporting/Crowddonating zuzuordnen, dort floss bei 594 Projekten Geld; im Bereich von Crowdlending waren immerhin 116 Projekte erfolgsgekrönt. Crowdinvesting brachte 10 erfolgreiche Kampagnen hervor, das entspricht einem Prozent aller erfolgreichen Kampagnen. Dieses eine Prozent war aber für 5.6 Millionen Franken, also 48 Prozent des gesamten Volumens verantwortlich.

Im Durchschnitt wurden somit rund 560ʼ000 Franken pro Crowdinvesting-Kampagne investiert. Das ist ein Vielfaches davon, was anderswo erreicht wurde (Crowdlending: 15‘000 Franken; Crowdsupporting/Crowddonating: 7ʼ000 Franken). Crowdinvesting verzeichnete 2013 auch das grösste Wachstum: Das Volumen stieg im Vergleich zu 2012 um fast 200 Prozent. «Jungunternehmer erhalten mangels Sicherheiten oftmals keinen Bankkredit. Für sie stellt Crowdinvesting bei der Suche nach Venture Capital – so genanntes Risikokapital – eine Alternative dar», sagt Dietrich. «Gleichzeitig gehen hier die Kapitalgeber das grösste Risiko ein. Denn die Erfahrung zeigt, dass nur eines von zehn Start-ups überlebt.»

Trotz Wachstum bedient Crowdfunding eine Nische
Auch Crowdlending und Crowdsupporting/Crowddonating sind deutlich auf Wachstumskurs. Trotzdem ist der Marktanteil von Crowdfunding in der Schweiz nach wie vor gering. Als
Vergleichsgrösse für das Crowdinvesting (Volumen: 5.6 Millionen Franken) dienen beispielsweise die in der Schweiz von Venture Capital Fonds beschafften Gelder. Diese lagen im Jahr 2012 bei 407.5 Millionen Franken (European Private Equity & Venture Capital Association, 2013). Das Volumen im Bereich Crowdlending von 1.8 Millionen Franken (2013) ist im Verhältnis zu den 7.5 Milliarden Franken des gesamten Konsumkreditmarktes derzeit nur marginal. Und während die Zewo-zertifizierten Organisationen im Jahr 2012 Spenden im Umfang von rund einer Milliarde Franken erhalten haben, wurden über Crowddonating (inkl. Crowdsupporting) lediglich 2.52 Millionen Franken eingesammelt. «Crowdfunding-Plattformen werden auch in den kommenden Jahren bestehende Institutionen kaum konkurrenzieren. Aber die Bedeutung der internetbasierten Finanzierung wird steigen und im einen oder anderen Fall sicherlich der Innovationstätigkeit in der Schweiz zu Gute kommen», sagt Andreas Dietrich. «Weil auf diese Weise Projekte zustande kommen, für welche ohne die ‹Crowd› wohl nicht die nötigen Mittel hätten beschafft werden können.» Die Zahlen zu Crowdfunding in der Schweiz werden vom Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ der Hochschule Luzern nun jährlich erhoben. Die aktuelle Studie ist auf www.hslu.ch/crowdfunding herunterzuladen.

Crowdfunding-Plattform Companisto kommt nach Zürich

Der Berliner Crowdfunding-Startup Companisto eröffnet ein Büro in Zürich. Wie das von zwei Anwälten im Juni 2012 gegründete Unternehmen mitteilt, handelt es sich dabei um die erste internationale Niederlassung. Das Zürcher Office soll als „erste Anlaufstelle für Gründer der dynamischen Schweizer Startup-Szene“ dienen, die eine Finanzierung per Crowdinvesting anstreben.

companisto

„Die Schweiz ist für Companisto ein idealer Markt, da es neben vielen kreativen Unternehmern ein grosses Potenzial an Investoren hat“, so Patricia Handl, die zusammen mit Klaus Abele zum Schweizer Team von Companisto gehört. Schon heute stellen die Schweizer die drittgrösste Investorengruppe auf Companisto.

„Die Schweiz ist für Companisto ein idealer Markt, da es neben vielen kreativen Unternehmern ein großes Potenzial an Investoren hat“, beschreibt Patricia Handl die gute Ausgangsbasis in der Schweiz. Gemeinsam mit Klaus Abele werden die beiden fortan als kompetente Ansprechpartner für Schweizer Gründer fungieren. Startups können sich mit einer Unternehmenspräsentation unter startups-ch@companisto.com für ein Crowdinvesting auf Companisto.com bewerben.

Companisto ist seit März 2014 als erste deutsche Plattform in Europa aktiv. Seit dem Start im Juni 2012 seien über die Plattform mehr als 17’000 Einzelinvestitionen mit einer Gesamtsumme von knapp 5 Millionen Euro getätigt worden.

companisto schweiz

Das Team in Zürich
Patricia Handl arbeitete in Medienunternehmen in der Schweiz, Österreich und Deutschland, ehe sie in die Startup-Szene wechselte, um dort zahlreiche Startups in der Gründungs- und Aufbauphase zu begleiten.
Klaus Abele verantwortete in Deutschland den Aufbau der markt-Gruppe, war als CEO der media swiss ag tätig und hat danach ins Venture Geschäft gewechselt.