Schweizer Energiepreis „Prix Watt d’Or 2011“ geht an die Wasserwirbelkraftwerke

Bundesamt für Energie verleiht zum fünften Mal den Schweizer Energiepreis „Prix Watt d’Or“. Der renommierte Schweizer Energiepreis 2011 der Kategorie Erneuerbare Energien geht an die Genossenschaft Wasserwirbelkraftwerke Schweiz .

75 Bewerbungen mit überraschenden, begeisternden, brillanten und wegweisenden Schweizer Energieinnovationen sind für die Jubiläumsausgabe des renommierten Schweizer Energiepreises Watt d’Or 2011 des Bundesamts für Energie (BFE) eingereicht worden. Sechs dieser Projekte werden heute Abend, 6. Januar 2011, in Bern von Bundesrätin Doris Leuthard, Vorsteherin des Eidgenössischen Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation UVEK und Chiara Simoneschi-Cortesi, Jury-Präsidentin des Watt d’Or, geehrt.

wasserwirbel

Die Genossenschaft Wasserwirbelkraftwerke Schweiz mit Sitz in Schöftland, Kanton Aargau gewinnt den Schweizer Energiepreis Watt d’Or 2011 in der Kategorie „Erneuerbare Energien“. Die Pilotanlage im aargauischen Schöftland, welche den Namen „Dr. Bertrand Piccard“ ihres Paten trägt, ist das bislang einzige Wasserwirbelkraftwerk der Schweiz. Es produziert seit November 2009 zuverlässig Naturstrom für gut 20 Familien. Zudem wird die Anlage als 1:1 Test- und Weiterentwicklungsprototyp eingesetzt. Die neue 1:8 Mess- und Entwicklungsanlage steht im Technopark in Windisch / Kanton Aargau.

Erkenntnisse welche aus dieser Forschungs- und Testanlage gezogen werden, testet man in Schöftland 1:1 auf ihre Praxistauglichkeit. Bereits jetzt hat man über 10 konkrete weiteren Projekte in der Schweiz gestartet und Konzessionsverfahren eingeleitet. Gegen 30 machbare Standorte sind bereits nachgewiesen und auf die KEV Liste des Bundes gesetzt. Bereits haben sich auch über 30 internationale Kontakte ergeben. Zusammen mit den Standorten in der Schweiz hat man aktuell über 150 potentiell geeignete Projekte in Vorbereitung. Somit ist das Geld der Genossenschafter nachhaltig, sinnvoll und gut angelegt.

Seit dem 1.1.2011 müssen in der Schweiz per Gesetz die unter anderem mit Staustufen verbauten und kanalisierten Flüsse renaturiert und revitalisiert werden. Wasserwirbelkraftwerkeprojekte erfüllen dieses Gesetz schon jetzt, denn immer wird mindestens die Fischdurchgängigkeit garantiert. Flussverbreiterungen und Flussmäandrierungen, sowie einen möglichst naturnahen Zustand des Flusses wiederherstellen, werden bei jedem Projekt angestrebt. Dies kann aber in dicht überbauten Städten nur teilweise realisiert werden.

Die nachhaltige Schweizer Energielandschaft ist weiterhin stark in Bewegung. Wegweisende Projekte und exzellente Ideen zeigen die über 70 äusserst vielfältigen Vorschläge, die für den renommierten Schweizer Energiepreis Watt d’Or 2011 des Bundesamts für Energie (BFE) eingereicht worden sind. Ziel des Watt d’Or ist es, diese Projekte bekannt zu machen und so Wirtschaft, Politik und die breite Öffentlichkeit zu motivieren, die Vorteile innovativer nachhaltiger Energietechnologien für sich zu entdecken. Um den Prix Watt d’Or zu erhalten müssen unter anderen folgenden übergeordneten Kriterien erfüllt sein.

Die Projekte, Personen und Organisationen müssen im Zeitraum August 2010 bis Juli 2011 realisiert bzw. im Sinne der Kriterien aktiv geworden sein.
Die Projekte müssen innovativ sein. Es muss ein erkennbarer Fortschritt gegenüber dem bisherigen Stand der Technik feststellbar sein.

Es muss ein deutlicher energetischer Nutzen im Sinne der schweizerischen Energiepolitik vorhanden sein, beziehungsweise es muss ein Nutzen bezüglich des Komforts, der Wirtschaftlichkeit oder ein gesellschaftlicher Nutzen vorhanden sein. Projekte, die verschiedene Aspekte von Energie, Umwelt, Technologie, Wirtschaftlichkeit, usw. gesamthaft berücksichtigen, geniessen eine gewisse Priorität.

Die Projekte, beziehungsweise die Aktivitäten der Personen und Organisationen sollen nicht nur Expertinnen und Experten begeistern, sondern müssen auch für ein Laienpublikum nachvollziehbar und begeisternd sein.

Ist die Schweiz ein Erfolgsmodell auf Grund ihrer Innovationskraft? In die Wiege gelegt wurde uns der Wohlstand nicht. Lange war die Schweiz ein Auswanderungsland. Die Einwanderung überbot erstmals 1888 die Auswanderung.
Kurze Zeit später war die Schweiz hinter England die am weitesten industrialisierte Nation Europas. Dies, da unser Land zum Mittelpunkt von Innovatoren, Reformern und Entdeckern wurde und weil die Menschen an die Zukunft sowie an die Modernisierung und an die Technik glaubten. Es entwickelte sich eine Gesellschaft, die sich über Leistungsbereitschaft und Fleiss definierte.
Die rasante Globalisierung, die Geschwindigkeit der Veränderung, die Komplexität unseres Lebens überfordern immer mehr Menschen, taxieren die Zukunft deshalb als bedrohlich und den Fortschritt und im Besonderen Innovationen als unheilvoll.
Aber der Stillstand ist für die Schweiz keine Option. Wer sich der Innovation und Weiterentwicklung verweigert, der lebt nicht nachhaltig, sondern von der Substanz. Das erfolgreiche Konzept heisst wie in der Natur – Evolution. Oder wie es die Genossenschaft Wasserwirbelkraftwerke sagt und vorlebt: Energie mit der Natur für uns alle. Weltweit lassen sich Millionen von Menschen hoch motiviert auf die Zukunft ein, erfinden, forschen und experimentieren. Aufstrebende Schwellenländer und kriselnde Nachbarn erhöhen den Druck auf den Wirtschaftsstandort Schweiz. Der bilaterale Weg habe seine Grenzen erreicht, hiess es aus Brüssel. Stillstand und Rückzug sind untaugliche Reaktionen auf diesen steigenden Druck. Offensive ist gefragt. Weil der Kampf noch härter wird, sind eine aktive Politik und globale Allianzen in Zukunft zwingend. Die über 30 internationalen Kontakte der Genossenschaft Wasserwirbelkraftwerke sind ein aktiver Beweis und eine grosse Chance – für uns alle.

Die Fischdurchgängigkeit und aquatischen Wirbellosen wird unter anderem mit einer bewährten und anerkannten integrierten Fisch-Schleuse garantiert. Im 2010 und 2011 wird diese Lebewesen-Durchgängigkeit auch unter Mithilfe des anerkannten Büros Aquarius sowie Fachhochschulen noch wissenschaftlich genauer untersucht und nachgewiesen. Der gefahrlose Fisch-Auf- und Abstieg, auch über den Rotor, ist grundsätzlich möglich. Dies wurde durch die Reusenfänge von drei Bachforellen innerhalb kurzer Zeit nachgewiesen. Der Rotor des Wasserwirbelkraftwerks dreht sich mit 16 – 22 Umdrehungen pro Minute.
Aufsteigende Fische haben die Möglichkeit, vom Unterwasser her bodennah in das Rotorbecken aufzusteigen und über den entstehenden Wirbel in Oberwasser zu gelangen.

In der Konzession des Wasserwirbelkraftwerkes wurde von den Behörden die Auflage gemacht, dass der Fischaufstieg durch das Kraftwerk wissenschaftlich nachgewiesen werden muss. Die Genossenschaft Wasserwirbelkraftwerke hat sich zum Ziel gesetzt, den Fischaufstieg durch diese Pilotanlage möglichst detailliert nachzuweisen und die Anlage so zu gestalten, dass die Längsvernetzung für alle im Gewässer vorkommenden Fischarten und -stadien gewährleistet ist. Auch für aquatische Wirbellose (Schnecken, Krebse, etc.). Gelingt ein solcher wissenschaftlicher Nachweis, können baugleiche Anlagen auch an anderen Standorten in der Schweiz eingesetzt werden, ohne dass jeweils erneute Erfolgskontrollen notwendig sind. Da es sich bei der Anlage um eine Pilotanlage handelt, kann nicht mittels standardisierter Methoden gearbeitet werden. Diese Anlage dient auch dazu, anhand verschiedener Versuche und Umbauten den Fischaufstieg zu optimieren und diesen mittels adaptierter Methoden nachzuweisen. Das Büro Aquarius wurde in diesem Zusammenhang von der Genossenschaft Wasserwirbelkraftwerke beauftragt, diesen Prozess aus gewässerökologischer Sicht wissenschaftlich zu begleiten und die Überlegungen und Resultate zu dokumentieren.

Der Fischauf- und -abstieg ist somit absolut gefahrlos gegeben, da nur ein sanftes Umlenken des Wassers durch den langsam drehenden Rotor stattfindet. Der Aufstieg wird durch die Integration einer Fischschleuse im Kraftwerk ebenfalls für alle Fischarten und Kleinlebewesen sichergestellt. Dies wird bis Ende 2011 von kompetenten Forschungspartnern überprüft und dokumentiert. Die Zur Zeit an der Pilotanlage in Schöftland durchgeführte Studie hat auch die Aufgabe, die optimale Position der Öffnungen (Fischdurchgänge) zu ermitteln, die Gestaltung des Ein- und Auslaufes möglichst „Wasserlebewesengerecht“ zu gestalten und damit die biologische Durchgängigkeit des Wasserwirbelkraftwerkes zu beweisen.

Bis zum Baubeginn weiterer Kraftwerke liegen gesicherte Resultate dieser Studie vor. Werden unsere Erwartungen bestätigt, könnte das Kraftwerk mit einer hohen biologischen Durchgängigkeit gebaut werden und es wäre interessant zu sehen, ob bestehende Fischtreppen oder das Wasserwirbelkraftwerk von den Wasserlebewesen für die Passage zukünftig bevorzugt werden.

Bei der Sicherstellung der heutigen Energieversorgung mit gleichzeitiger Senkung des CO2-Ausstosses, spielt die Stromgewinnung aus Wasserkraft eine wichtige Rolle. Da in der Schweiz bereits die meisten grossen Wasserläufe zur Stromgewinnung genutzt werden, richtet sich der Fokus zunehmend auf Kleinwasserkraftwerke. Traditionelle Kleinwasserkraftwerke stehen jedoch wegen ihrer zahlreichen negativen Auswirkungen auf die Gewässerökologie in der Kritik – Veränderungen der Fliess- und Geschiebedynamik, Erschwerung oder gar Verhinderung von Fischwanderungen, eine hohe Fischmortalität und starke Eingriffe ins Landschaftsbild erzeugen bei verschiedenen Interessengruppen Widerstand.