11. James Dyson Award in der Schweiz

Revolutionärer Sicherheitsgurt gewinnt Innovationspreis

Drei Studenten der Zürcher Hochschule der Künste haben den 50 Jahre alten Sicherheitsgurt hinterfragt und mit «The new Safety Belt» ein in vielen Aspekten verbessertes Produkt erfunden. Das lästige Herumhantieren im Auto gehört damit der Vergangenheit an, denn der Gurt lässt sich jetzt mit einer Hand und ohne hinzusehen bedienen. Mit dieser Innovation haben Milan Rohrer, Joël Bourgeois und Patrick Heutschi den James Dyson Award in der Schweiz gewonnen.

die sicherheitsgurt erfindung
In der Schweiz ist der 11. James Dyson Award in Zusammenarbeit mit der swiss design association (sda) verliehen worden. Am 25. August hat die nationale Jury aus 29 eingereichten Schweizer Projekten aus den Bereichen Industrie- und Produktdesign das beste nationale Projekt ermittelt. In der Schweiz hat «The new Safety Belt», ein innovativer und äusserst ergonomischer Sicherheitsgurt, gewonnen. «Als Ingenieure müssen wir bestehende Dinge hinterfragen und prüfen, ob nicht ein anderer Weg besser ist.» Diese Aussage von Erfinder und Firmeninhaber James Dyson passt perfekt zum Gewinnerprojekt.

Den Sicherheitsgurt neu erfunden

50 Jahre nach seiner Erfindung haben Milan Rohrer (25) aus Kerns, Joël Bourgeois (22) aus Feldmeilen und Patrick Heutschi (23) aus Binz den Dreipunkte-Sicherheitsgurt hinterfragt. Ihr Fazit fällt nüchtern aus: Der Sicherheitsgurt sieht überall gleich aus und hat mit Problemen zu kämpfen, die jeder Autofahrer aus eigener Erfahrung aufzählen kann: Sicherheitsgurte sind weder ergonomisch noch barrierefrei bedienbar. Die Steckzunge ist klein und schlecht greifbar. Das Gegenstück ist meist versteckt, und den Schlitz zu treffen, erweist sich oft als wahre Kunst. Auch das Lösen ist nur umständlich möglich. Zudem stellt der bestehende Sicherheitsgurt eine Gefahr für Kinder dar, da sie ihn durch Drücken des Knopfes einfach lösen können. Für die angehenden Industrial Designer der Zürcher Hochschule der Künste waren dies Gründe genug, den Sicherheitsgurt nach 50 Jahren zu revolutionieren.

Die drei Studenten haben dafür das Sicherheitssystem im Automobil analysiert und grundlegend hinterfragt. Nach vielen Formstudien erwies sich das Design des Mechanismus als entscheidendes Element zur Verbesserung des Sicherheitsgurts und wurde neu gestaltet. Die gesamte Mechanik ist jetzt im Schloss am Gurtband lokalisiert. Im Sitz befindet sich lediglich ein formschlüssig integrierter Steckbolzen. Dank dem drehbaren Magnet im Schloss fährt der Bolzen automatisch aus, sobald sich der Gurt nähert. Dadurch wird ein einhändiges und blindes Bedienen ermöglicht. Das sanfte Einrasten wird mit einer spür- und hörbaren Rückmeldung bestätigt. Die formschlüssige Verbindung hält eine Zugbelastung von bis zu 1,5 Tonnen aus. Das entspricht der üblichen Belastung bei einem Unfall. Das Lösen des Gurtes ist ebenfalls einfach, ergonomisch und erfolgt mit nur einer Hand. Werden die beiden roten Knöpfe gleichzeitig gedrückt, öffnen sich die Klemmen im Schloss, der Magnet dreht sich um 180 Grad und stösst den Bolzen zurück in den Sitz.

Jurypräsident Prof. Gregor Naef lobt die Erfindung: «Jeder Autofahrer kennt das Problem herkömmlicher Sicherheitsgurte. «The new Safety Belt» hat eine höchst funktionale und gleichzeitig unkomplizierte und formschöne Antwort gefunden. Die Chancen, am Markt zu bestehen, sind gegeben.»

Die drei Studenten gewinnen hierzulande den James Dyson Award 2013 und erhalten 3000 Franken, eine Jungmitgliedschaft bei der swiss design association und ein Ideenkonzept von Atizo im Wert von 6000 Franken.

10 Schweizer Top-Projekte für das internationale Finale gewählt

Das Schweizer Gewinnerprojekt wird mit 9 weiteren hochwertigen Schweizer Erfindungen an das internationale Halbfinale des James Dyson Award weitergereicht. Hier erhalten alle nochmals die Chance, 30 000 Pfund für sich und 10 000 Pfund für ihre Hochschule zu gewinnen. Die Qualität der Projekte war für das Weiterkommen entscheidend, denn nur bis zu maximal 10 hochwertige Produktideen durften gemäss Reglement weitergereicht werden. Der internationale Gewinner wird Anfang Oktober bekannt gegeben. Es haben sich aus der Schweiz qualifiziert:

james dyson award
Über den James Dyson Award

Beim James Dyson Award können Studierende weltweit ihre Projekte auf der Inter-netplattform www.jamesdysonaward.org anmelden. Dort präsentieren die Teilneh-menden die Erfindungen mittels Video-, Bild- und Textdateien. Auf der Seite können Interessierte auch jederzeit die weltweit eingereichten Projekte einsehen. Nationale Jurys bewerten die Projekte und reichen bis zu 10 Projekte ans internationale Finale ein und bestimmen einen Ländergewinner.

In der Schweiz setzte sich die Jury zusammen aus Urs Honegger (Redaktor Hochpar-terre), Alexis Georgacopoulos (Direktor ECAL Lausanne), Nicole Kind (Leiterin Indus-trial Design an der Zürcher Hochschule der Künste), Prof. Gregor Naef (langjähriger Präsident der swiss design association, Dozent an der Hochschule für Gestaltung und Kunst am Institut Industrial Design in Aarau, FHNW) und Peter Schweizer (Geschäftsführer Methosys GmbH). Im Vorfeld sind weltweit über 620 Projekte aus 18 Ländern angemeldet worden.

Der James Dyson Award wird international durch die James Dyson Foundation verliehen, die damit innovative Studenten weltweit unterstützt. Der Award ist die Chance für junge Designer und Designerinnen, auf nationaler und internationaler Ebene entdeckt zu werden und erste Erfahrungen im Wettbewerbsgeschäft zu sammeln.

Liliane Funke gewinnt den James-Dyson-Preis

„PROBLEMLÖSER“ Gefunden !
Der Innenraum-Komposter von Liliane Funke (23) aus Thun hat den achten James Dyson Award in der Schweiz gewonnen. Laut Jury und Hochparterre hat am Siegerprojekt vor allem der praktische Nutzen und die hohe Affinität zur Schweiz überzeugt. Denn Kompostieren ist im Land der Mülltrennweltmeister beliebt: Im Kanton Zürich nutzt beispielsweise jeder 6. Haushalt einen privaten Kompostplatz. Doch wo deponiert man den Biomüll, wenn man keinen Garten hat? Der Innenraum-Komposter löst dieses Problem: Er wandelt alte Bananenschalen und Salatblätter direkt in der Küche in Erde um. Und dies ganz ohne zu stinken. Die aufsteigende Luft im Innern des Behälters wird nämlich durch einen Aktivkohlefilter gereinigt. Befüllt wird der Behälter von oben. Bei jedem Öffnen und Schliessen des Komposters wird der Küchenabfall umgewälzt und belüftet. Da die Abfälle kleiner werden, wenn sie sich zersetzen, fallen sie nach und nach durch die zwei unterschiedlich feinen Siebe. Schliesslich landet die fertige Erde in einer Schublade. Nun kann sie einfach entnommen und zum Setzen einer Topfpflanze verwendet werden.
Innenraum-Komposter

Funke gewinnt eine Jungmitgliedschaft bei der swiss design association, ein Wochenende in London und einen Besuch beim Dyson-Hauptsitz in Malmesbury. Zudem hat sich das Schweizer Siegerprojekt zusammen mit neun weiteren Projekten für das Finale des internationalen James Dyson Award qualifiziert, wo alle nochmals die Chance erhalten, 10000 Pfund für sich und den gleichen Betrag für ihre Hochschule zu gewinnen. Der internationale Gewinner wird Anfang Oktober gekürt.

komposter

Der Innenraum-Komposter ist im Rahmen der Diplomarbeit 2010 von Liliane Funke an der Fachhochschule Nordwestschweiz im Institut Industrial Design entstanden. Die Jury räumt dem Innenraum-Komposter ein hohes Marktpotenzial zu. Jurypräsident Prof. Gregor Naef sagt dazu: «Mit dem innovativen Konzept und der selbsterklärenden Gestaltung des Innenraum-Komposters hat Liliane Funke einen wichtigen Beitrag zur Entsorgung von organischen Abfällen geleistet.»