3D-Drucker sind in der Automobilindustrie, im Modellbau und in der Medizintechnik längst etabliert. Sie gelten insbesondere in der Industrie und Wissenschaft als zukunftsweisend. Forschern ist es mittlerweile gelungen, Prothesen, Hörgeräte und Implantate mit 3D-Druckern herzustellen. Vieles deutet darauf hin, dass zukünftig auch Alltagsgegenstände mittels 3D-Druckverfahren kosteneffizient und in Masse produzierbar sind. So ist es etwa inzwischen möglich, passgenaue Kleidungsstücke, beispielsweise Unterwäsche, mittels 3D-Print herzustellen.
Unterwäsche aus dem Drucker
Im Jahr 2005 meldete das britische Unternehmen Tamicare seine Erfindung – ein spezielles, 3D-gedrucktes Gewebe namens Cosyflex – zum Patent an. Nach mehr als einem Jahrzehnt Forschung und Entwicklung begann Tamicare 2015 in Kooperation mit grösseren Textilherstellern damit, in die Massenproduktion zu gehen. Der Clou an dem 3D-Druck: Die Kleidungsstücke werden in einem Stück „gesprüht“, das Zusammennähen verschiedener Stoffpartien entfällt.
Cosyflex besteht aus flüssigen Polymeren und Baumwollfasern, die mit dem Drucker schichtweise aufgetragen werden. Das Gewebe wird dadurch besonders atmungsaktiv und dehnbar. Dank dieses innovativen Verfahrens ist das Material leicht individualisierbar und damit ausgesprochen flexibel einsetzbar. Ausserdem ist die Herstellung ressourcenschonend und nachhaltig, denn bei diesem Produktionsverfahren fallen keine Abfälle an.
Einen grossen Auftritt hatte die Unterwäsche aus dem Drucker bereits im Jahr 2013, als im Rahmen der Fashion Show des Unterwäschelabels Victoria’s Secret ein komplettes 3D-Lingerie-Outfit auf dem Laufsteg präsentiert wurde – was den textilen 3D-Print erstmals ins öffentliche Interesse rückte.
Revolution der Textilindustrie?
Ein weiterer Vorteil der Unterwäsche aus dem Drucker: Durch den passgenauen Guss des Materials gehört zu enge und unbequeme Wäsche der Vergangenheit an. Gerade bei Lingerie für grosse Grössen ist es sehr wichtig, dass die Wäsche perfekt sitzt, denn ein zu enger BH oder eine schlecht sitzende Unterhose zeichnet sich oft deutlich unter der Kleidung ab. Unterwäsche aus dem Drucker lässt sich auch keineswegs nur in schlichten Designs produzieren, vielmehr sind die unterschiedlichsten Muster und Farbkombinationen möglich. Damit lässt sich eine sehr grosse Produktpalette abdecken, sodass diese Technologie auch für die Massenproduktion geeignet ist.
Auch bietet sich der 3D-Druck von Lingerie gut für die Herstellung von „Wegwerf-Unterwäsche“ an, die nach einmaligem Tragen entsorgt wird. Zwar ist dieses Verfahren weniger umweltfreundlich, produktionstechnisch stellt es jedoch kein Problem dar. In weniger als drei Sekunden lässt sich ein Set 3D-Print-Unterwäsche herstellen, aufs Jahr gerechnet sind das an die 10 Millionen Sets. Individuell hergestellte, passgenaue Unterwäsche, Kleider, Anzüge oder Schuhe: Ist dies die Zukunft der Textilindustrie? Wir dürfen gespannt sein!
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