Recycling-Paradies die Recycling-Förderung durch innovatives Entsorgen

Karin Bertschi, die Umwelt-Pionierin und frisch gekürte Vize-Aargauerin des Jahres ist Gewinnerin des schweizerischen Nachhaltigkeitspreises Prix Evenir 2011. Sie setzt sich schon seit Kindesbeinen für die Umwelt ein und sammelte schon als kleines Mädchen im Bereich Recycling Erfahrungen indem sie im elterlichen Betrieb mithalf. Der Prix Evenir zeichnet Projekte aus, die ökonomischen, ökologischen und sozialen Aspekte vereinen und sich damit für eine nachhaltigere Gesellschaft einsetzen. Der von der Erdöl-Vereinigung gestiftete und mit 50‘000 Franken dotierte Preis wurde in diesem Jahr an die junge Unternehmerin Karin Bertschi und ihr innovatives Projekt, das Recycling-Paradies, verliehen.

Portrait_Karin Bertschi

Karin Bertschi hebt das Recycling auf eine neuartige, kundenfreundliche Stufe – und dies ganz ohne den Müllhaldenmief, der andere private oder staatliche Entsorgungshöfe bisweilen umgibt. Das Recycling soll keine lästige Pflichtaufgabe sein, sondern mit guten Gefühlen verbunden oder „stöckelschuhtauglich“ sein, wie Karin Bertschi es gerne umschreibt. Neben dem Wohlfühl-Ansatz mit einer verbesserten Infrastruktur der Sammelstelle engagiert sich die junge Geschäftsführerin aber in überdurchschnittlichem Masse auch im sozialen Bereich.
Als die Nachfrage nach einer besseren Entsorgungsmöglichkeit in der Region immer grösser wurde, realisierte Karin Bertschi eigenständig das Projekt „Recycling-Paradies“. Mit gewaltigem Erfolg: Über 2000 Menschen besuchen mittlerweile jede Woche die moderne Entsorgungsstätte und Gemeindeverantwortliche aus der ganzen Schweiz suchen die Firma auf, um beraten zu werden und sich inspirieren zu lassen.

Recycling-Paradies_Schweiz
Das Recycling-Paradies unterscheidet sich von den meist eher bescheidenen behördlichen Anlagen. Es ist gross, nimmt über 30 Entsorgungs- und Recyclinggüter an und ist jedermann zugänglich. Die saisonale Dekoration und die leichte Musik schaffen eine besonders freundliche Atmosphäre. Die Behälter sind bequem, auf Bauchhöhe zugeschnitten und durch übersichtliche Beschriftung mit grossen Bildern gut sichtbar. Die grosszügige, vierspurige Ein- und Ausfahrt (Durchfahrsystem) und die witterungsgeschützte Halle machen das Entsorgen zu einem richtig komfortablen Erlebnis. Ebenfalls ungewöhnlich sind die langen Öffnungszeiten: Das Recycling-Paradies ist 54 Stunden pro Woche offen.

Ein besonderes Augenmerk gilt dem „Kinder-Paradies“, der speziell für Kinder konzipierte Bereich innerhalb der Entsorgungshalle – ein absolutes Novum in der Branche. Darin befinden sich extra-kleine Sammelboxen, jede Menge Lehrbücher und eine Spielecke. So werden nicht nur Eltern beim Entsorgen Ihrer Materialien entlastet, sondern das Interesse der Kleinsten fürs Thema Recycling wird bewusst geweckt. „Die Sensibilisierung der Bevölkerung, insbesondere von Kindern und Jugendlichen, steht im Zentrum unserer Mission. Recycling fängt beim Kleinsten an. Die zukünftigen Generationen müssen lernen, mit den Ressourcen richtig umzugehen.“
Recycling-Paradies
Das Recycling-Reich im Wynental empfängt regelmässig Schulklassen, Kindergärten und angemeldete Gruppen von nah und fern. Während einer kostenlosen Führung können diese mehr über Umweltschutz und Ressourcenschonung erfahren – sie erleben Entsorgung und Recycling zum Anfassen nahe. Bereits über 650 Kinder und Jugendliche haben seit Eröffnung von diesem Angebot profitiert. Neben dem ökologischen Aspekt engagiert sich die 21jährige Karin Bertschi auch in sozialer Hinsicht, indem sie im Recycling-Paradies zum Beispiel sozial schwache und geistig leicht behinderte Menschen beschäftigt.

„Die gesammelten Mengen sind eindrücklich: Von Juni 2010 bis Juni 2011 haben wir beispielsweise 60 Tonnen Büchsen, 56 Tonnen PET-Flaschen und 315 Tonnen Papier gesammelt. Das macht uns stolz, denn es beweist dass wir tatsächlich stark zur Erhöhung der Recyclingquote in der Region beitragen“, meint Karin Bertschi. Auf die Frage, was ohne das Recycling-Paradies mit dem ganzen Material passieren würde, entgegnet die Jungunternehmerin:“Ein grosser Teil würde in den Kellern verrotten weil man nicht weiss wohin damit oder die nächste Abgabestelle zu weit entfernt ist. Ein anderer Teil würde wohl im normalen Müll verschwinden und einfach verbrannt werden.“

Die Folgen wären auf die Länge nicht tragbar. „Wir wollen handeln, unsere Vorzeige-Sammelstelle multiplizieren und den Schweizer Markt erobern“, stellt die Geschäftsfrau in Aussicht. „Etwas Gutes für die Umwelt zu tun ist mir sehr wichtig – und was gibt es schöneres als wenn man gleichzeitig Spass daran hat?“

Recycling erlebt in der Schweiz einen Boom. Deshalb sind innovative Entsorgungskonzepte wie jenes des Recycling-Paradieses nötig, um die Rücklaufquote von derzeit 51 Prozent weiter zu erhöhen. Durch die vermehrte Rückgewinnung von Sekundärrohstoffen durch Recycling kann ein substantieller Beitrag zur Verkleinerung des Abfallbergs geleistet werden. Gleichzeitig wird der Erhalt der endlichen natürlichen Ressourcen gefördert.