Ein Meilenstein in der Automobilgeschichte: Die Erfindung der Zündkerze

Schon seit über einem Jahrhundert sorgt die Zündkerze dafür, dass in allen Fahrzeugen mit einem Verbrennungsmotor das Kraftstoff-Luft-Gemisch innerhalb des Zylinders entzündet wird. Bis heute gibt es für diese Zündvorrichtung keine Alternative. Und ohne dieses kleine technische Detail hätte das Automobil niemals zu einer der wichtigsten Innovationen im 20. Jahrhundert werden können, die Millionen von Menschen weltweit die individuelle Mobilität geschenkt hat. Kein Wunder also, dass die Erfindung der Zündkerze als bahnbrechender Meilenstein des technischen Fortschritts gilt.

In Stuttgart gelingt der entscheidende Durchbruch
Durch die Zündkerze wird zwischen zwei Elektroden ein Funke erzeugt, der ein Gemisch aus Kraftstoff und Luft entzündet. Was sich nach einem ganz simplen physikalischen Prozess anhört, lässt sich jedoch in der Anfangsphase der Automobilentwicklung nur schwer umsetzen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts konzentrieren sich die Automobilpioniere in Deutschland und weltweit besonders auf die Entwicklung elektromagnetischer Zündapparate – denn in der Praxis stellen sich diese oft als sehr unzuverlässig heraus.

Gemeinsam mit seinen Mitarbeitern Arnold Zähringer und Gottlob Honold kann Robert Bosch im Jahr 1887 einen ersten entscheidenden Durchbruch erzielen. In seiner ein Jahr zuvor in Stuttgart gegründeten ‚Werkstätte für Feinmechanik und Elektrotechnik‘ gelingt Bosch die Verbesserung des Magnetzünders, ursprünglich ein Erzeugnis des Kölner Maschinenherstellers Deutz. Die von Bosch weiter entwickelte Zündvorrichtung funktioniert hervorragend bei Gasmotoren und bringt dem jungen Unternehmen die ersten wirtschaftlichen Erfolge ein.

Die Zündkerze wird zur Herausforderung für die junge Automobiltechnologie
Parallel zu Robert Bosch sind auch Autoentwickler wie Carl Benz, Wilhelm Maybach oder Gottlieb Daimler auf der Suche nach einer Zündvorrichtung. Sie setzen auf Gasmotoren mit Glührohrzündung, müssen dabei aber feststellen, dass dies zu einer entscheidenden Einschränkung der Motorleistung führt. Auch bei der von Bosch entwickelten Zündvorrichtung erweist es sich als Nachteil, dass sie nur für stationäre Motoren mit einer niedrigen Drehzahl ausgerichtet ist.

Der technische Fortschritt zur Lösung des Problems wird schließlich im Jahr 1896 erzielt. Robert Boschs Mitarbeiter Arnold Zähringer konzipiert den ersten Magnetzünder, der auch für Motoren mit einer Umlauffrequenz von mehr als tausend Umdrehungen pro Minute verwendet werden kann. Boschs leitender Ingenieur Gottlob Honold gelingt es, den Prozess sogar noch zu verbessern – im Jahr 1901 entwickelt er eine Zündkerze, die noch ganz genau der jetzigen Bauweise entspricht.

Durch die Zündkerze steigt Bosch zum multinationalen Unternehmen auf
Am 7. Januar 1902 begibt sich Robert Bosch auf das Patentamt und lässt die neu entwickelte Zündkerze eintragen. Noch im gleichen Jahr baut Daimler die innovativen Kerzen in seine Automobile ein und stellt damit neue Geschwindigkeitsrekorde auf. Während die Umsatzzahlen in den ersten Jahren noch eher bescheiden ausfallen, steigt die Nachfrage noch vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs rasant an. Das Unternehmen expandiert -1913 besitzt Bosch bereits Niederlassungen in den USA, Asien, Afrika und Australien. 88 Prozent des Umsatzes werden außerhalb von Deutschland erzielt. Im Jahr 1914 eröffnet Bosch schließlich das erste Werk, das sich ausschließlich der Herstellung von Zündkerzen widmet. Im Jahr 1968 stellt das Bosch-Hauptwerk in Bamberg bereits eine Milliarde Zündkerzen her. Inzwischen ist die Acht-Milliarden-Grenze längst übersprungen – und Robert Bosch durch die Entwicklung der Zündkerze als einer der bedeutendsten Erfinder und Unternehmer in die Annalen der Automobilgeschichte eingegangen.

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